Abschied von Unimog-Pionier Manfred Florus

Manfred Florus anläßlich seines 90. Geburtstag 2014 – Foto: Michael Wessel

Am 15. April 2018 verstarb Manfred Florus, der nach seinem Studienabschluss als Diplom-Landwirt sein ganzes berufliches Leben dem Unimog widmete – und das in aller Welt. Auch im Ruhestand war er ein gefragter Berater nicht nur rund um den Unimog. Als Gründungsmitglied des Unimog-Club Gaggenau übernahm er bis 2008 das Amt des zweiten Vorsitzenden und wurde zum Ehrenmitglied ernannt. Sein reicher Erfahrungsschatz floss auch in die Konzeption des Unimog-Museums sowie in die inhaltliche Gestaltung vieler Sonderausstellungen mit ein. Er konnte aus dem Vollen schöpfen und blieb daher selten eine Antwort schuldig.

Nach einer landwirtschaftlichen Lehre beim Grafen von Rechberg bei Göppingen studierte Manfred Florus ab 1947 an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim. Dort sah der frischgebackene Student 1948 erstmals einen Unimog. Er erinnerte sich im Band 1 der „Geschichten rund um den Unimog“: „Von einer Liebe auf den ersten Blick konnte keine Rede sein. Hätte mir seinerzeit jemand prophezeit, ich würde einmal mein gesamtes berufliches Leben diesem Fahrzeug widmen, so hätte ich sicher laut gelacht.“ Das lag wohl daran, dass sich bei der angesetzten Vorführung der Pflug verformte, weil er den Kräften des Unimog nicht gewachsen war.

Doch das Schicksal wollte es, dass Manfred Florus 1949 am Werkstor von Boehringer in Göppingen ein Schild las: „Arbeitskräfte für den Unimog gesucht!“ Dann ging alles ganz schnell: Schon am nächsten Tag begann er als Montagearbeiter. Den Verdienst konnte er als junger Familienvater dringend gebrauchen.

Es folgte eine Bilderbuch-Karriere, denn sein späterer Weggefährte Roland Feix gewann ihn für eine Mitarbeit im Versuch. Schon bei den ersten Feldversuchen gelang es Florus, mehreren Bauern gleich noch einen Unimog zu verkaufen. Sein Talent wurde entdeckt, und so bekam er die Aufgabe, in Norddeutschland Vorführungen durchzuführen und Händler für den Unimog zu gewinnen. Ein Riesenerfolg!

„Vorführen, vorführen und nochmals vorführen“ waren dann auch weiter die Aufgaben von Manfred Florus, als er mit dem Unimog und vielen Kollegen 1951 von Göppingen nach Gaggenau kam. Gerade im Ausland gelang es ihm, dabei viele Großaufträge hereinzuholen. Er wurde 1959 Leiter der Verkaufsförderung und schließlich von 1966 bis zu seiner Pensionierung 1989 Leiter des Unimog-Exports. Noch heute pflegt er viele Kontakte zu ehemaligen Geschäftspartnern in aller Welt.

Besonders stolz ist er auf eine Goldmedaille, die er aus Anlass der Olympiade 1964 in Innsbruck erhielt, denn in dem schneearmen Jahr retteten unter seiner Regie viele Unimog mit ihren Schneetransporten die Winterspiele.

Die Gedenkmünze der Max-Eyth-Gesellschaft erhielt Manfred Florus 2004 „in Würdigung seiner erfolgreichen Aktivitäten bei der Förderung des weltweiten Images des Unimog sowie in Anerkennung seines außergewöhnlichen Beitrags zur Erhaltung und Weiterentwicklung des Deutschen Landwirtschaftsmuseums in Stuttgart-Hohenheim“.

 

Manfred Florus und sein Sohn Christof Florus, Oberbürgermeister der Stadt Gaggenau, bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Stefan Schwaab, Vorsitzender des Vereins Unimog-Museum, im Jahr 2012 – Foto: Michael Wessel

Manfred Florus war auch ein „Stehaufmännchen“: Bei einem Herzstillstand auf dem Gaggenauer Waldfriedhof galt er 2009 kurz als klinisch tot. Aber auch zahlreiche Operationen am Knie, an der Hüfte und selbst an der Hauptschlagader hat er immer wieder gut überstanden.

Als früherer Leichtathlet und leidenschaftlicher Skifahrer spielte Manfred Florus bis ins neunte Lebensjahrzehnt noch gerne Tennis.

Manfred Florus hinterlässt seine Frau Ursula, vier Kinder, sechs Enkel und neun Urenkel.

Wir haben ihm sehr viel zu verdanken und werden ihn vermissen.

Michael Wessel

Ehrenvorsitzender des Unimog-Club Gaggenau e. V.