Unimog-Museum: Kostenexplosion beim Erweiterunsbau
Ernüchternde Zahlen, aber auch viel Optimismus bei der Mitgliederversammlung des Vereins Unimog-Museum
Zusammenarbeit mit dem Unimog-Club Gaggenau funktioniert
Rasant gestiegene Kosten für Bauholz und Lieferengpässe beim Material für den Erweiterungsbau waren die beherrschenden Themen des Rechenschaftsberichts, den der Vorsitzende des Vereins Unimog-Museum, Stefan Schwaab, bei der Mitgliederversammlung am zurückliegenden Freitag gab. Jetzt gelte es, an allen Stellschrauben zu drehen „und zu kneten“, um nach Möglichkeit den Kostenrahmen des Projekts von immerhin 4,2 Millionen Euro nicht zu überschreiten. Das führe unter anderem dazu, dass manches Wünschenswerte – wie beispielsweise eine neue Leuchtwerbung – zurückgestellt werden müsse.
Auch für den Erweiterungsbau, für den die Baugenehmigung inzwischen vorliege, wurde wieder viel Holz eingeplant, was sich jetzt natürlich als belastend niederschlägt. Allein dafür sind die Kosten um über 200.000 Euro gestiegen, und dazu muss noch um die rechtzeitige Lieferung gekämpft werden. Seine besondere Freude brachte Schwaab in diesem Zusammenhang aber darüber zum Ausdruck, dass die Städte Gernsbach und Gaggenau wieder für die Außenfassade Douglasien-Lieferungen aus ihrem Stadtwald anliefern werden. „Und die Stämme werden von einem Vereinsmitglied kostenlos gefällt!“ freute er sich weiter. Wie beim Bau des Hauptgebäudes werde zudem die Scholpp Kran &Transport GmbH für eine Woche einen Schwerlastkran kostenlos zur Verfügung stellen.
Die Kostenexplosion erfordere es auch, so Schwaab, verstärkt für Sach- und Geldspenden zu werben. Aber auch hier gebe es einen Lichtblick, denn von den bisher anvisierten 250.000 Euro auf dem sogenannten Bausteinkonto waren bereits am Freitag über 200.000 Euro als Spenden eingegangen.
Anhand zahlreicher Projektbilder des Architekturbüros Kohlbecker führte Schwaab die Mitglieder gedanklich insbesondere durch den Erweiterungsbau, der mit seinen 1.150 Quadratmetern die Ausstellungsfläche mehr als verdoppeln wird. Endlich werde man dadurch auf rund 200 Quadratmetern auch die automobile Vorgeschichte des Unimog hier in Gaggenau vorstellen können. Dazu gehören dann unter anderem der Orient-Express-Wagen aus dem Jahr 1897 und der Liliput-Volkswage aus dem Jahr 1905. Weitere Raritäten stehen bereits fest.
Über ein besonderes Jahr, das durch Corona geprägt wurde, berichtete Hildegard Knoop, die Geschäftsführerin der Museums-Betriebs GmbH. Natürlich brachen durch die Schließungen und pandemiebedingten Auflagen die Besucherzahlen von bisher über 40.000 auf 21.000 ein. Die Zeit wurde teilweise für massive Aufräumarbeiten in den zwischenzeitlich zwei zusätzlichen Fahrzeughallen genutzt. Das 15-jährige Jubiläum des Museums konnte im Juni in kleinem Rahmen letztlich doch noch gefeiert werden.
Der Vorsitzende des Unimog-Clubs, Rainer Hildebrandt, dankte für den enormen Einsatz, den Stefan Schwaab und Hildegard Knoop mit ihrem Team nicht nur im zurückliegenden Jahr geleistet haben. Beispielhaft für eine sehr gute Zusammenarbeit der beiden Vereine nannte Hildebrandt Schrauberkurse des Unimog-Clubs, die in der Werkstatt des Museums-Vereins von deren Spezialisten durchgeführt wurden. Die Abschlussbeurteilungen der Teilnehmer hätten nicht besser ausfallen können.
Dann stellte Hildebrandt das nächste große Zusammenarbeits-Projekt, diesmal auch mit dem Unimog-Vertrieb in Wörth, vor: Am 4. September 2021 wird aus Anlass des Jubiläums „75 Jahre Unimog“ ein Korso vom Unimog-Werk Wörth ins Unimog-Museum stattfinden. Daran nehmen 75 Unimog aller Baureihen teil. Ein enormer Abstimmungsaufwand ist damit verbunden. Auch am 5. September wird weiter gefeiert und so empfahl der Vorsitzende des Unimog-Clubs Gaggenau, sich diese beiden Tage unbedingt vorzumerken.
So ganz nebenbei wurden noch die Schriftführerin Petra Funke und der stellvertretende Vorsitzende, Andreas Falk, für weitere Jahre wieder in ihren Aufgaben einstimmig bestätigt. Und einstimmig fiel auch – wie könnte man es anders erwarten – die Entlastung des Vorstandes aus, nachdem die Kassenprüfer Frieder Behringer und Paul Rodenfels eine einwandfreie Kassenführung durch Silvester Benkler bestätigt hatten.
Michael Wessel
Erstveröffentlichung im Badischen Tagblatt vom 20. Juli 2021